San Gimignano / Italien: Stadt der Türme
San Gimignano liegt an der Via Francigena und thront auf einem Hügel, der einem einen beeindruckenden Blick über das Elsatal verschafft. Die Kleinstadt erstreckt sich über 138 km² und umfasst die Ortsteile Castel San Gimignano, Badia a Elmi, Santa Lucia, Pancole und Ulignano, der mit etwa sechshundertneunzig Einwohnern der größte davon ist.
Der mittelalterliche Stadtkern wurde 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Die größte Besonderheit von San Gimignano ist der Erhalt einiger mittelalterlicher Geschlechtertürme, die in den meisten anderen Städten lediglich als Stümpfe erhalten geblieben sind. Sie wurden von den Patrizierfamilien erbaut und sind ein Zeugnis vom Wettkampf der Mächtigen, die versuchten, sich in der Höhe ihres Turmes zu übertreffen - und das, obwohl in diesen kein dem Adel angemessenes Leben möglich war. Heute sind fünfzehn der einst zweiundsiebzig Türme in San Gimignano erhalten, von denen der Torre Grossa mit vierundfünfzig und der Torre della Rognosa mit einundfünfzig Metern zu den höchsten zählen.
Bild: San Gimignano
Geschichte
Die Geschichte der Stadt reicht bis in die vorchristliche Zeit hinein. Bereits zwischen dreihundert und zweihundert vor Christus soll sie von den Etruskern besiedelt worden sein. Als Stadt besteht San Gimignano seit dem zehnten Jahrhundert. Ihren Namen erhielt sie von San Gimignano, dem heiligen Bischof von Modena. Ihre Existenz verdankt sie der Frankenstraße, der Via Francigena, bei der es sich um einen mittelalterlichen Hauptverkehrsweg handelte. Er wurde sowohl von Pilgern als auch von Händlern frequentiert, was zu San Gimignanos Entstehen als Marktstätte führte. Weil die italienische Kleinstadt nie Bischofssitz war, erlangte sie auch keine Stadtrechte. Trotzdem verlief ihre Entwicklung auf ähnliche Art und Weise wie die der italienischen Großstädte. 1348 wurde die Stadt stark durch die Pest geschwächt. Außerdem machten Kriegsverluste und blutige Familienfehden den Menschen zu schaffen. 1352 begab die Stadt sich unter den Schutz von Florenz. Ihre Blütezeit, in der sie sich durch den Anbau von Safran Wohlstand erarbeitete, dauerte hundertsechzig Jahre an. Im Spätmittelalter verlor die Via Francigena schließlich soweit an Bedeutung, dass die Stadt, die noch wenige Jahre zuvor Gesetze gegen übertriebenen Luxus hatte erlassen müssen, mehr und mehr verarmte. Heute macht es den Eindruck, als sei die Zeit in San Gimignano 1563 stehengeblieben. Renaissance und Barock hinterließen so gut wie keine Spuren. Inzwischen lebt die Stadt von den unzähligen Touristen, die ihre pittoresken Sehenswürdigkeiten bewundern möchten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Noch heute zählen Safran, das teuerste Gewürz der Welt, und der berühmte Vernaccia, bei dem es sich um einen seit 1200 angebauten, renommierten Weißwein handelt, zu den Spezialitäten. Die Einwohner von San Gimignano leben nicht nur vom Tourismus, sondern auch vom Kunsthandwerk sowie Antiquitätenhandel. Sowohl in als auch außerhalb der Stadt finden sich zahllose Hotels und Ferienwohnungen, die jährlich zahlreiche Besucher anlocken.
Von besonderer Bedeutung ist der Domplatz, der über eine große Anzahl architektonischer Schmuckstücke verfügt:
- den romanischen Dom, den alten Palazzo del Podestà mit seinem Turm, der im Mittelalter als Gefängnis diente und heute das Theater beherbergt
- der Palazzo Comunale, der als Wohnsitz des Stadtvogts diente
- die Kunstgalerie mit ihren Werken aus dem zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert.
Ebenfalls nicht versäumen sollte man die Besteigung des bereits erwähnten Torre Grossa, der einem einen atemberaubenden Ausblick über das Elsatal bis hin zu den Apuanischen Alpen und den Bergen von Pistoia bietet.
Der Palast der Propositura zwischen dem Dom und dem Palazzo Comunale ist für Werke wie die Loggia der Verkündigung bekannt.
Der Piazza della Cisterna verdankt seinen Namen der achteckigen Zisterne in seinem Zentrum. Auch er ist von zahlreichen eindrucksvollen Türmen und Gebäuden umgeben.
Bild: Piazza della Cisterna